Interview mit „Los Veganeros“ Drehbuchautor und Regisseur Lars Oppermann.

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Interview mit „Los Veganeros“ Drehbuchautor und Regisseur Lars Oppermann.

Red.:“Lars, wie kommt man darauf einen veganen Film zu drehen?“
L.:„Wenn man schon auf die Idee kommt überhaupt einen Film zu drehen, dann sollte es unbedingt
ein Thema sein, das einem selbst sehr wichtig ist, denn man steckt unfassbar viel Zeit in so ein
Projekt. Ich lebe jetzt seit 2 Jahren vegan. In den ersten Wochen fragten mich viele Leute nach den
Gründen für den Wandel und fast immer endeten diese Gespräche in anstrengenden Diskussionen,
die mir und dem Gegenüber viel Energie geraubt haben. Am Ende war immer einer genervt und der
andere enttäuscht! Der Film ist daher eine tolle Möglichkeit für ein klares Statement, mit dem man
viele Menschen auf einmal erreichen kann, ohne irgendwem das Gefühl zu geben, dass man ihn
gerade belabern will!“

Red.:“Der Film war also langfristig geplant?“
L.:“Nein, ganz im Gegenteil! Nach unserem ersten Film vor zwei Jahren hatte ich mir geschworen
nie wieder einen Film zu drehen! Aber dann rief mich unser Kameramann Andreas Barthel an und
fragte mich, ob ich ihm ein Drehbuch für einen Action-Film schreiben könnte. Ich sagte ihm sofort
ab! Einen Tag später rief er mich an und sagte, dass ich freie Themenwahl beim Drehbuch hätte!
3 Sekunden Denkpause – …Ja, ich bin dabei!“

Red.:“Das Thema stand sofort Fest?“
L.:“Ja, definitiv! Ich wusste, dass ich auf jeden Fall was zum Thema Massentierhaltung machen
wollte! Als Veganer hat man ja sehr oft das Gefühl sich mitzuteilen, um auf die unfassbar
schlimmen Zustände in der Fleisch und Milchproduktion aufmerksam zu machen. Schweigen bringt
halt keine Veränderung! Der Film ist eine von 1000 Chancen, seine Stimme zu erheben!“

Red.:“Wie kam der Wandel bei dir?“
L.:“Ich habe zufällig die Dokumentation „Earthlings“ gesehen und war danach total fertig! Ich habe
mich in dem Augenblick geschämt Mensch zu sein, habe mich für mein Essverhalten geschämt und
konnte nicht nachvollziehen, warum ich das alles so lange verdrängt habe und Teil der
Fleischkonsumkette war! Ich habe seit diesem Film kein Stück Fleisch mehr angerührt und habe
erst ein Jahr vegetarisch gelebt, bevor ich dann auch auf Milchprodukte verzichtet habe!
Mittlerweile vermisse ich nichts mehr! Wir kochen so lecker vegan und fühlen uns fit!“

Red.:“Du hast dann das Drehbuch geschrieben?“
L.:“Der Anruf von Andi kam Ende September, im Oktober habe ich das erste Kapitel angefangen!
Im Februar war ich fertig.“

Red.:“Es ist trotz des sehr ernsten Themas ein Film geworden, der einen oft zum Lachen bringt!
War das geplant?“
L.:“Ja, unbedingt! Es war mir sehr wichtig, dass es ein Spielfilm wird, der dem Zuschauern die
Fakten über 90 Minuten etwas dosierter vermittelt und dabei nicht nur schockiert! Dokumentationen
werden leider von vielen nach ein paar Minuten ausgeschaltet, weil sie die Bilder nicht mehr
ertragen können! Für viele ist es leider einfacher und bequemer zu verdrängen, als sich mit der
Realität auseinander zu setzen, und etwas in seinem Leben zu verändern!”

Red.:”Warum dann FSK 16?“
L.:“Das Thema ist und bleibt hart! Auch wenn im Kino viel gelacht werden kann, kommt man um
einige unschöne Bilder nicht herum!“

Red.:“Du sagtest, dass es dein zweiter Film ist! Worin unterscheiden sich die beiden Filme“
L.:“In erster Linie natürlich in der Thematik. Der erste Film war „Gangster, Geld & Rock n Roll“,
eine Bandkomödie. Den haben wir mit 10.000 Euro Budget, einer HD-Kamera und 3 Baustrahlern
gedreht! Wir haben selbst vor der Kamera gestanden und hatten nur Laiendarsteller. Für „Los
Veganeros“ hatten wir immerhin 25.000 Euro, besseres Kameraequipement und viele professionelle
Schauspieler. Natürlich haben wir nicht den Look eines Blockbusters, aber das war auch nicht das
Ziel! Andere Filme haben 25.000 Euro allein fürs Crew-Catering zur Verfügung!“

Red:“Wie macht man einen Kinofilm mit 25.000?“
L.:“Man stellt sich einmal vorab die Frage, ob man 1 Jahr lang täglich mehrere Stunden ohne
Bezahlung an dem Film arbeiten möchte, beantwortet sie dann mit Ja und legt los! Dazu kommt die
Tatsache, das die Darsteller auf ihre Gage verzichtet haben, um das Projekt zu unterstützen!“

Red.:“Denkt man da oft ans Hinschmeißen?“
L.:“Nein, eigentlich nicht, da man ein klares Ziel vor Augen hat! Es ist wichtig, dass es so einen
Film gibt! Wenn es der Film schafft in den Medien auf das Thema aufmerksam zu machen, und den
einen oder anderen Zuschauer zu weniger oder gar keinem Fleischkonsum zu inspirieren, hat sich
die ganze Arbeit gelohnt!“

Red.:“Wie habt ihr die professionellen Darsteller für den Film begeistern können?“
L.:“Wir haben geschaut, wer sich privat auch für das Thema stark macht und dann einfach das
Drehbuch verschickt! Unsere Wunschkandidaten haben alle zugesagt! Wir sind unglaublich dankbar
dafür!“

Red.:“Du bist eigentlich Musikproduzent! Wie war für dich als Regie-Debütant das Arbeiten mit
den Profis?“
L.:“Es hat unglaublich viel Spaß gemacht, weil keiner unserer Darsteller irgendwelche Allüren
hatte, auch dann nicht, als wir nach einem 18 Stunden-Drehtag nur 2 Stunden Schlaf bekamen
bevor der nächste 18 Std.-Tag losging! Ich konnte meine fehlende Erfahrung mit einer klaren
Vorstellung des Films kompensieren! Das war zwar nicht immer ganz einfach, weil ich echt nicht
gut schauspielern kann, aber am Ende des Tages hatten wir von allen die Szenen so im Kasten, wie
wir sie haben wollten!“

Red.:“Wie hast du dich als Musiker eingebracht!“
L.:(lacht) „Naja, das liegt ja auf der Hand! Ich habe viele Songs des Soundtracks geschrieben! Eine
tolle Erfahrung, da ich ja die Film-Szenen schon im Kopf hatte! Aber keine Angst, ich habe nicht
selbst gesungen! Kathrin Schendel, eine unfassbar tolle Sängerin aus Hannover hat die Songs
eingesungen! Ich hoffe wir machen bald ein ganzes Album zusammen! Leider fehlt dafür gerade die
Zeit!“

Red.:“Wie bekommt ihr „Los Veganeros in die Kinos? Habt ihr einen Verleih?“
L.:“Nein, wir haben schon auf Filmfördermittel verzichtet, um unabhängig zu bleiben.
Beim Verleih ist das ähnlich! Wir machen die Bemusterung der Kinos selbst! Viel telefonieren, viele
e-mails, viele Nachtschichten!“

Red.:“Und wie promotet man einen Film der deutschlandweit läuft ohne Budget?“
L.:“Wir hoffen sehr stark auf die Unterstützung der veganen Communities im Netz und auf die
Sponsoren, die sehr viele Menschen durch ihre Newsletter erreichen können! Anders geht’s nicht,
dafür gibt’s leider kein Budget!“

Red.:“Ist es einfach, die Kinos von einem LowBudget-Film zu überzeugen?“
L.:“Ganz und gar nicht! Es gibt zu viele Filme und zu wenig Leinwände! Und viele Kinos sind
leider der Meinung, dass es für diese Thematik keine Zielgruppe gibt, die ins Kino geht!
Aber ich glaube, da liegen sie falsch!“

Red.:“Was versprichst du dir von dem Film?“
L.:“Wir hoffen natürlich, dass wir viele Leute damit erreichen! Aber jenseits der zählbaren Erfolge
ist es schon jetzt ein sehr schönes Gefühl, einfach mal eine Hommage an alle Veganer und
Vegetarier verfilmt zu haben, die jeden Tag aufs Neue mit der Wahl ihres Essen das richtige Zeichen
setzen. Außerdem hat mich der Film etwas ruhiger gemacht! Vor einem Jahr noch stand ich an den
Supermarktkassen und hätte vor Wut platzen können, wenn ich gesehen habe, welche Mengen
Fleisch die Leute völlig selbstverständlich in ihrem Einkaufswagen hatten und man nix dagegen tun
konnte. Heute denke ich, es ist gut, dass wir den Film haben, in der Hoffnung, dass ihn der Kunde
neben mir irgendwann sehen wird!“

Posted on 12. Dezember 2014 in Allgemein

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